8 Lügen, die dir sozialen Medien über Fitness erzählen | Vivo Life
Ob es dir gefällt oder nicht, Fitness ist jetzt genauso ein Teil der sozialen Medien wie Urlaubs-Selfies und Avocado-Toast.
Du brauchst nur auf dem Weg zur Arbeit kurz durch deinen Feed zu scrollen und schon findest du dich in einem Minenfeld aus Trainingsplänen, motivierenden Memes und Transformation Tuesdays wieder. Manchmal sind sie interessant. Gelegentlich sind sie inspirierend. Doch größtenteils sind sie einfach nur schwachsinnig.
Das Problem des Fitness-Hype auf Social Media ist, dass schon so viele auf diesen Zug aufgesprungen sind, dass es immer schwerer wird, sich von der Menge abzuheben. Als Folge werden die Informationen immer abgefahrener, die Diäten immer radikaler und die Workouts immer extremer, denn jeder versucht verzweifelt, um deine Aufmerksamkeit zu buhlen.
Die gute Nachricht lautet, dass du solchen Mythen nicht schutzlos ausgeliefert bist. Es ist durchaus möglich, deinen Weg aus diesem Urwald zu finden, ohne dich im Geflecht aus Taillen-Trainingstools oder Diätpillen zu verfangen – solange du bestimmte Fallen kennst, auf die du achten musst.
8 Lügen, die dir auf Social Media gefüttert werden
Ich würde wahrscheinlich ein ganzes Jahr brauchen, um alle Unwahrheiten aufzulisten, die auf Social Media verbreitet werden. Doch wenn du diese acht Lügen kennst, bist du auf dem besten Weg, deine Fitnessziele zu erreichen, ohne dass dich Facebook oder Instagram aus der Bahn werfen.
1. No pain, no gain
Wenn du etwas Zeit auf Instagram verbringst, bist du sicher schon mal auf einen Personal Trainer gestoßen, der damit angibt, dass du nach seinem legendären Leg Day mindestens eine Woche lang nicht mehr laufen kannst. Oder das Fitnessmodel, das dich glauben machen will, dass du nicht hart genug trainiert hast, wenn du am nächsten Tag nicht mit Muskelkater aufwachst! Für solche Menschen ist Fitness kein Hobby mehr, sondern eine Art, sich selbst zu foltern. Kannst du dich wirklich als fit bezeichnen, wenn du nicht nach jedem Workout in einer Lache aus deinem eigenen Schweiß weinend zusammenbrichst?
Jetzt kommt eine verblüffende Tatsache: Fitness muss nicht wehtun! Du musst nicht tagelang herumhumpeln, um Resultate zu erzielen. Ganz im Gegenteil: Wenn du dich bei jedem einzelnen Workout bis an deine Grenzen und darüber hinaus pushst, schadest du lediglich deinem System und endest in einer Rückwärtsspirale.
Bewegung wirkt als Stressor auf unseren Körper. Bei kleinen Mengen können wir uns daran anpassen und wachsen daran. Doch zu viel davon setzt deinen Nebennieren zu, schwächt dein Immunsystem und lässt dein Energieniveau einbrechen.
Wenn du zu schnell zu viel erreichen willst, dauert es nicht lange, bis du wochenlang an die Couch gefesselt bist. Und danach stehst du wieder ganz am Anfang – der Kreislauf wiederholt sich.
Trainiere hart, aber smart. Trainiere nicht bis zum Versagen, sondern so, dass du auch am nächsten Tag noch Leistung zeigen kannst. Durch Beständigkeit über Monate und Jahre hinweg erzielst du echte Ergebnisse – jedoch nicht, wenn du nach wenigen Wochen wegen Übertraining das Handtuch werfen musst.
2. Das einzige schlechte Workout ist das, das du nicht gemacht hast
So sollte es richtig heißen: Das einzige schlechte Workout ist das, bei dem du dich zum Training gezwungen hast, obwohl dein Körper laut und klar um eine Pause gefleht hat.
Erholung und Regeneration sind für deine Gesundheit und Fitness genauso wichtig wie das Training selbst. Lass dir nicht einreden, dass du jeden Tag ausnahmslos trainieren musst. Gib deinem Körper Zeit, sich zu erholen, und weiche stattdessen auf andere, schonendere Aktivitäten aus, die nichts mit Kurzhanteln oder dem Squat Rack zu tun haben.
3. Mehr Protein = mehr Muskeln
Die sozialen Medien LIEBEN Proteine. Vermutlich weil die großen Supplement-Hersteller die sozialen Medien lieben und weil deine liebsten Influencer es lieben, von den großen Supplement-Herstellern dafür bezahlt zu werden, deren Proteinriegel, Proteinshakes und Double-Chocolate-Proteinmuffins anzupreisen. Erkennst du den Zusammenhang?
In Wirklichkeit brauchst du weit weniger Proteine, als die sozialen Netzwerke dich glauben machen wollen. Dein Körper kann nur eine gewisse Menge an Eiweiß pro Tag verarbeiten – alles Übrige wird in Glukose umgewandelt oder wieder ausgeschieden. Es ist allseits wissenschaftlich bestätigt, dass du am Tag nicht mehr als 1,4 bis 1,6 g Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht benötigst.
Wann sind Proteinshakes wirklich nützlich? Wenn du viel zu tun hast und eine gesunde, pflanzliche Proteinquelle für unterwegs suchst, dann können hochwertige Proteinshakes sehr praktisch sein. Wenn du viel Sport treibst, beschleunigen Proteinshakes deine Regeneration nach dem Workout. Oder vielleicht magst du auch einfach ihren Geschmack? Gib das Proteinpulver in deinen Lieblingssmoothie und steigere so seinen Proteingehalt auf leckere Art.
Eines steht jedoch fest: Du brauchst nicht gleich drei Shakes am Tag in dich hineinzuschütten, um deinen Proteinbedarf zu decken.
4. Stark ist das neue Sexy
Falsch. „Stark“ ist das neue Buzzword, das das Körperbild der Frauen manipuliert.
Was als Bewegung zur Unterstützung von Frauen begann, hat sich in einen weiteren Versuch verwandelt, deren Unsicherheiten auszunutzen und ihnen ein angeblich „perfektes“ Körperbild zu verkaufen. Aber weißt du was? Der „perfekte Körper“ hat keine festgelegte Form oder Größe. Der perfekte Körper ist genau der Körper, in dem DU dich am glücklichsten, gesündesten und selbstbewusstesten fühlst.
Egal, wie man es darstellt – einen Körpertyp als perfekter als den anderen zu bezeichnen, ist weder motivierend noch inspirierend, sondern reiner Schwachsinn. Du musst nicht dem gesellschaftlichen Bild einer „fitten“ Person entsprechen, um sexy zu sein. Du brauchst keinen Sixpack oder runden Po, um sexy zu sein. Sei einfach furchtlos, selbstbewusst und du selbst. DAS ist das neue Sexy.
5. Ohne Gewichte, keine Ergebnisse
Psst, ich verrate dir ein Geheimnis: Fitness dreht sich nicht nur um Squats und Deadlifts. Wenn du Gewichtestemmen nicht magst, kein Problem. Es gibt jede Menge anderer Möglichkeiten, fit und gesund zu bleiben, ohne auch nur in die Nähe einer Langhantel kommen zu müssen.
Damit du langfristig dranbleibst, musst du etwas finden, das dir Spaß macht. Wenn gusseiserne Trainingstools dein Herz nicht erwärmen, dann vielleicht etwas anderes? Probier es mit Mannschaftssport, mach einen Tanzkurs, geh in den Bergen wandern oder schwimmen im Meer – bis du etwas findest, das dich begeistert. Du könntest sogar richtig revolutionär sein und es einfach mal mit Joggen probieren... was den perfekten Übergang zu meinem nächsten Punkt schafft:
6. Bloß kein Cardio!
Wenn du schon idiotische Memes erstellen musst, dann überprüfe sie wenigstens auf Rechtschreibfehler, bevor du sie postest.
Leider hat dieses Intelligenzniveau dazu beigetragen, dass heutzutage in den sozialen Medien eine extreme „Cardio-Phobie“ herrscht. Der selbsternannten Fitnesspolizei zufolge ist alles, was über einen flotten Gang zum nächsten Rack hinausgeht, ein One-Way-Ticket zum Muskelkannibalismus.
Doch während wir uns so sehr auf die Sichtbarkeit unserer Muskeln fokussieren, vergessen wir völlig den wichtigsten Muskel von allen: unser Herz. Du weißt schon, dieses pulsierende Konglomerat aus Zellen, dass dich mit jeder Kontraktion wortwörtlich am Leben hält? Bring dein Herz ein paarmal pro Woche auf Hochtouren und du tust deinem ganzen Körper einen Gefallen – und zwar ohne die heißersehnten Gains aufs Spiel zu setzen.
Und ja, auch ich habe in der Vergangenheit schon mal schlecht über Cardiotraining gesprochen. Wie bei jeder anderen Trainingsart gilt auch bei Cardio: Wenn du es übertreibst, setzt du deinen Körper unnötigem Stress aus und riskierst gesundheitliche Schäden. Auf die richtige Dosierung kommt es an. Sowohl Marathonläufern als auch Bodybuildern ist bewusst, dass sie durch ihre Leidenschaft für den Sport ihre Gesundheit aufs Spiel setzen. Deshalb ist Cardiotraining (oder Krafttraining) nicht per se schlecht. Für die meisten von uns genügt ein bisschen von beidem, um eine ganzheitliche, ausgewogene Fitness zu erreichen.
7. IIFYM - If it fits your macros
Du wusstest, dass ich darauf zu sprechen komme, oder?
Die Anhänger der „If It Fits Your Macros“-Bewegung gehören zu den unermüdlichsten auf Social Media. Du erkennst sie schon von Weitem: Wenn sie nicht gerade Pop Tarts oder glasierte Donuts in sich hineinstopfen, sind sie sehr wahrscheinlich damit beschäftigt, sich über andere lustigzumachen, die es wagen, so etwas wie Obst oder Gemüse zu essen.
Für IIFYM-Befürworter hat Essen vor allem mit Mathematik zu tun. Solange du über den Tag verteilt die richtige Menge an Proteinen, Kohlenhydraten und Fetten (die verschiedenen Makronährstoffe also) zu dir nimmst, ist es egal, ob diese aus Linsen und Brokkoli oder aus Pizza und Pop Tarts stammen. Solange die Makro-Zusammensetzung stimmt, ist alles erlaubt.
Die größte Schwierigkeit bei diesem Ansatz ist, dass er Vitamine, Mineralstoffe, Antioxidantien, Phytonährstoffe, Enzyme und alle anderen Inhaltsstoffe außer Acht lässt, die für unsere Gesundheit entscheidend sind. Unsere Nahrung ist mehr als Mathematik; sie liefert die Bausteine für unsere Zellen und den Kraftstoff für Billionen komplexer Prozesse, die tagtäglich in unserem Körper vor sich gehen. Wenn du deinem Körper nicht die Nährstoffe lieferst, die er für sein Wohlbefinden braucht, wird dir das später teuer zu stehen kommen.
Klar kannst du mit IIFYM in Form kommen. Doch was macht das mit deiner Gesundheit? Nichts als Junkfood zu essen, bloß weil es in deinen Makroplan passt, mag verlockend klingen. Doch es ist auch ein Freifahrschein zu chronischen Entzündungen und unzähligen Stoffwechselerkrankungen.
Von innen heraus gesund zu sein, ist viel wichtiger, als von außen gut auszusehen. Zum Glück kannst du sogar beides erreichen – ganz einfach, indem du sicherstellst, dass deine Ernährung reich an Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, Nüssen, Samen, komplexen Kohlenhydraten und gesunden Fetten ist. Verwöhne dich ab und zu mit einer Leckerei und freu dich über das Ergebnis.
8. Kohlenhydrate sind böse
Zu guter Letzt zeige ich mit erhobenem Finger auf den nie enden wollenden Krieg der sozialen Medien gegen Kohlenhydrate. Solange es aus medizinischer Sicht nicht nötig ist, hast du keinerlei Grund, auf Kohlenhydrate zu verzichten. Warum das so ist, erfährst du jetzt:
Kohlenhydrate sind ein Makronährstoff. Makro' bedeutet essentiell für eine gute Gesundheit. Wenn du glücklichere Hormone, einen tieferen Schlaf, eine bessere Stimmung und anhaltende Energielevel möchtest - dann sollten du Kohlenhydrate essen. Obst, Gemüse, Kartoffeln, Süßkartoffeln, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte sind allesamt gesunde Kohlenhydratquellen, die voll von essentiellen Vitaminen und Mineralstoffen. Verzichte nicht darauf, nur weil der Trainer auf Facebook dir so geraten hat.
Der Krieg gegen Kohlenhydrate hat auch eine weitere Gelegenheit für die profitgierigen Nahrungsergänzungsfirmen geschaffen, um sich an unseren Unsicherheiten zu laben. Dies hier ist wahrscheinliche eine der Unverantwortlichsten von allen...
Ja, das ist eine echte Werbung. Nein, es gibt keinen Mechanismus in deinem Körper, der in der Lage ist, die Aufnahme von Kohlenhydraten, die du isst, zu "blockieren". Bitte falle nicht auf den Hype herein. Das einzige Mal, dass du dich "schuldig" fühlen sollten, wenn du Kohlenhydrate isst, ist, wenn du sie vom Kartoffelacker deines Nachbarn gestohlen haben.
Danke fürs Lesen! Wir sehen uns beim nächsten Mal.